Gerold Miller, Galerie Nikolaus Ruzicska, 03/15

Saturday, 20th March – Saturday, 30th April 2015

Galerie Nikolaus Ruzicska

Faistauergasse 12

5020 Salzburg, Austria

Seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit beschäftigt sich Gerold Miller mit der Frage, wie man den klassischen Bereich der Malerei verlassen und die Bildfndung von den herkömmlichen Sehmustern befreien kann. Seine jüngste Werkgruppe Monoform bricht am radikalsten mit der gültigen Ikonographie, erklärt sie doch die Wand zum Bild und deren Begrenzung zum Objekt: zwei gleichförmige, horizontal parallel montierte Aluminiumleisten, die in den bekannten Millerschen Farben Neonrot, leuchtendes Blau oder auch in den Nicht-Farben Silber, Gold und Schwarz lackiert sind, bilden einen Rahmen für die Wand, an der sie hängen. Für den entstehenden Zwischenraum braucht es nun den Betrachter, der herausgefordert wird, den leeren Raum als Bildfäche wahrzunehmen. Nicht das Erkennen von formalen Dingen steht im Mittelpunkt, sondern das Erkennen der Materialität des Raums. Miller knüpft mit dieser Serie an seine Werkgruppe der Anlagen aus den frühen 1990er Jahren an, als seine Bildobjekte unterschiedlichste Rahmenformen darstellten, teilweise verstrebt, matt oder glänzend. Sie steckten wie auch die neuen Monoform betitelten Werke das Territorium ab, machten die tragende Wand als Raum sichtbar.

Da Gerold Miller die gezeigten Arbeiten eigens für den jeweiligen Ausstellungsraum konzipiert, sind sie perfekt an ihre Umgebung angepasst und refektieren, begrenzen und erweitern diese. Die Objekte generieren also stetig neue Bilder, die aber nicht aus sich heraus entstehen, sondern aus der Außenwelt kommen. Die Serie Set ist ein herausragendes Beispiel dafür: sie erinnert am ehesten an Millers Total Objects betitelte Werke der letzten zehn Jahre, als quadratische oder rechteckige Bildträger aus Edelstahl oder Aluminium mit polierten Oberfächen aus mehreren Schichten hochwertiger Lacke – monochrom oder mehrfarbig, jedoch immer streng geometrisch – absolute Präzision und Perfektion vermittelten. Die polierten Oberfächen sind geblieben, jedoch leuchten uns nun glänzende, hochformatige Rechtecke auf matter Grundfäche entgegen oder umgekehrt die glänzende Grundfäche umfasst ein mattes Rechteck. Durch die durchdachte, präzise Aufhängung im Ausstellungsraum spiegeln sich einerseits die Betrachter, andererseits der umgebende Raum im Kunstwerk. Das Spiel mit visuellen Täuschungen wird auf die Spitze getrieben, Erinnerungen an Besuche von Spiegelkabinetten in unserer Kindheit werden wach. Die Kunstwerke folgen der Bewegung der Betrachter, Illusion und Realität verschmelzen.

Der Begriff der Malerei bleibt für Gerold Miller jedoch bestehen. Seine Entwürfe und Modelle, die Farbgebung, die Abstimmung der Proportionen sind fest in Künstlerhand und nehmen den längsten Teil des Schaffensprozesses ein. In den Atelierwerkstätten arbeiten Spezialisten aus der Lackier- und Metallbautechnik eng mit Gerold Miller zusammen. In langen und aufwändigen Prozessen wird die Umsetzung der Entwürfe gemeinsam erarbeitet. Seit Albrecht Dürer den Begriff des Kunstwerks aus der bis dahin gültigen Begriffichkeit des Handwerks herausgelöst hat, ist die Schaffung eines solchen streng mit dem Genius des Künstlers verbunden. Gerold Miller beweist dies eindrücklich mit seinen Arbeiten. Zeitgenössische Kunst kann durchaus auf solides Handwerk aufbauen, ihre Genialität und Einzigartigkeit aber verdankt sie dem Künstler selbst.